Die Heilige Hildegard

1098 – 1179

Mit einem Wegweiser zu den Wohnstätten der Heiligen

Autor: Heinrich Hubert Koch

 

 

Ausgabe von 1905

Herausgeber  2013:

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Michael Dietz

978-3-944578-14-9

24 Seiten, Faksimile, schwarz/weiß, Cover champagnerfarbig.

Broschürheftung

ca. 14,5 cm x 21,0 cm x 0,3 cm (Breite x Höhe x Dicke; ca. DIN-A 5)

ca. 66 Gramm

4,95 € inkl. 7% Umsatzsteuer,

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In der Einführung wird erläutert, daß (Bad) Münster am Stein bei Bad Kreuznach auf eine Mönchsklause zurückgeht, die die Benediktiner vom Disibodenberg gegründet hatten, vielleicht wegen der dortigen Salzquellen. Aus der Klause entstand im 12. Jahrhundert bereits eine Pfarrei. Der Turm der damaligen Pfarrkirche ist im unteren Teil der protestantischen Kirche (heute Pfarrbücherei) erhalten.

 

Hildegard von Bingen,

 

      • eine der größten Frauen des 12. Jahrhunderts und aller Zeiten,
      • der Stolz der Rheinlande,
      • die herrlichste Zierde des Nahetals,

 

verbrachte ihr Leben in einem 4-Bistümer-Land, die alle Hildegard als „ihre“ Heilige bezeichnen dürfen:

 

        • Böckelheim – gehört zu Trier (damals Mainz),
        • Disibodenberg – zu Speyer (heute Trier?),
        • Rupertsberg (Bingen-Bingerbrück) – ist Trier (damals Mainz) zugeordnet, und
        • Eibingen – zu Limburg.
        • Die Stadt Bingen – gehört heute rechts der Nahe zum Bistum Mainz.

 

Schloß Böckelheim war der Geburtsort Hildegards. Ihr Vater Hildebert war Adliger, nämlich dort kaiserlicher Burgvogt. Dies war zu der Kaiser Zeit von Heinrich IV. und Heinrich V. Hildegard kann durchaus als eine „Gräfin von Sponheim“ bezeichnet werden, da Jutta von Sponheim ihre Base (Tante) war, diese also eine Schwester von Hildegards Vater oder Mutter.

 

Noch eine weitere Gräfin von Sponheim war in Hildegards Leben: Ihre Gefährtin Hiltrud, die Tochter des Grafen Me(g)inhard von Sponheim, einem Vetter (Cousin) von Hildegard, der beim Klosterbau auf dem Rupertsberg sehr mildtätig war, dieser also Sohn von Hildegards Onkel oder Tante.



 


Im Kapitel über Bernhard von Clairvaux werden nicht unstichhaltige Argumente aufgeführt, daß dieser Hildegard doch tatsächlich getroffen hat. Ebenso werden die Zeitumstände erläutert.

 

Von besonderem Interesse sind die Informationen über die Synode in Trier, auf welcher Hildegard als Seherin anerkannt wurde:

 

Erzbischof Adelbert von Trier 1 lud im November 1147 Papst Eugen III.2  ein. Zur Synode kamen weiterhin 18 Kardinäle, sie dauerte 3 Monate. Bernhard von Clairvaux 3 und Erzbischof Heinrich I. von Mainz 4 setzten sich für Hildegard ein.

 

Insgesamt wird ein anschauliches, übersichtliches Bild vom Leben Hildegards und von ihren Wohnstätten skizziert, bis hin zum „Nachfolgekloster“ Hildegards, der heutigen „Abtei Eibingen“, dem St. Hildegardis-Kloster der Beuroner Benediktinerinnen von St. Gabriel in  Prag, dessen Grundstein auf Veranlassung des Stifters Fürst Karl (Heinrich) von Löwenstein 5 im Jahr 1900 gelegt und das am 17. September 1904, dem Festtag Hildegards, eingeweiht (benediziert) wurde. Die Klosterkirche wurde im Herbst 1905 geweiht (konsekriert).

 

_____

 

1 = Adalberon von Munsterol /Montreuil/, auch „Albero“, „Adalbero“, * ~1080, † 1152 in Koblenz, ab 1132 Erzbischof von Trier.

 

2 * in Pisa, † 1153 in Tivoli/Italien, 170. Papst, ab 1145.

 

3 * ~1090 auf Burg Fontaine-lès-Dijon, † 1153 in Clairvaux bei Troyes.

 

4 * ~1080, † 1153 in Einbeck, auch „Heinrich Felix von Harburg“, Erzbischof ab 1142 bis kurz vor seinem Tod.

 

5 1834–1921, Reichstagsabgeordneter und langjähriger Präsident des „Kommissariats der Deutschen Katho­li­ken­tage“, ab 1907 Dominikaner im Kloster von Venlo, Priesterweihe 1909).

 

 

   Original
-seite
 Seite
     
Die Heimat der Heiligen Hildegard (3) 9
Die Herkunft der Heiligen Hildegard (5) 11
Das Leben der Heiligen Hildegard (7) 13
     
Ein Bild der Heiligen Hildegard
aus dem Nachlasse des Eibinger Klosters

(9)

15
     
Besuch des Heiligen Bernhard
bei der Heiligen Hildegard
(9) 15
     
Wegweiser zu den Wohnstätten der Heiligen Hildegard  (11) 17
      Schloß Böckelheim  (11) 17
      Disisbodenberg  (12) 18
      Rupertsberg  (13) 19
      Eibingen  (14) 20
     
Das St Hildegardis-Kloster bei Eibingen  (15) 21
     
Letzte Seite   24

 

Das Umschlagbild dieses Buches, auf der Buchvorderseite freigestellt, hat der Autor bei einer Internet-Auktion ersteigert. Es war mit der Schere ausgeschnitten und auf ein Stück Papier geklebt (= „montiert“ ;-) ). Das Blatt mißt ~9,5 x 7,5 cm². In der Auktionsbeschreibung nannte der Verkäufer Rafael Sadeler als möglichen Urheber und nennt das Werk einen Kupferstich aus dem 16. Jahrhundert.

/ Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken. /

Als Bildunterschrift ist zu lesen:

S[ancta] Hildegardis Abb[atissa] Virgo.

Deiecto video quid fiat in Aethere vutlu;

sed minus aspicerem

si mage suspicerem.

.

Der Kupferstich war offensichtlich Bestandteil eines Buches. Da das Blatt aber aufgeklebt ist, ist es äußerst schwierig oder nahezu unmöglich, das Buch zu identifizieren.


Ein Durchleuchtungsscan war nicht erfolgreich, wohl aber das Durchleuchten des Blattes mit einer Lampe.


Somit wurde der Text auf der Rückseite des Kupferstiches zum Teil lesbar:

 

angenommen, deß wird …

aucht / und sich theils darmit erhalten.

er ihrer Armut ward sie durch einen Hun

en Grauen h…bgesucht / und widerumb(?)

in Bngern (= Augern?) zu ziehen ermahnt / mit dem f

n / daß er eben deßwegen von ihrem Batte(?)

abfertiget worden. Aber Elisabet schlug j

erblib stand(haftig?) in der  liebe der Armut /

ach begangnen beten underschidlichen w

vercken im Jahr nach Christi Geburt

13. Decembris im Herrn seligtlich entsch

und im vierdten Ja(h)r… nacher durch B

gorsum(?) den neundten / canonißrt / und in

der Heyligen gesezt(?) worden.

 

Der (= Die?) H. (= Hildegard?) und … ihre Wittfraw .. Köni

Elisabeth / du verachterin und verschmaeh

Welt / ich bitte Dich / erwirb mir von G

ich die Welt mit allein ihrem … verscho

 

Da die linke untere Ecke des aufgeklebten Blattes lose war, konnte man etwas darunter sehen,
aber das Blatt konnte nicht vom Trägerpapier entfernt werden.

Leider ergab eine intensive Recherche kein Ergebnis für die Zuordnung des Textfragments zu
einem Buch.

 

EINE GROSSE BITTE

Sollte eine|r der lieben Leser|innen wissen, um welches Buch es sich handelt, so bitten Verlag und Autor höflich um eine freundliche Mitteilung. Dafür unser herzlicher Dank!

 


Der Kupferstich trägt, wie oben zu sehen, keinen Hinweis auf den Kupferstecher oder Maler bzw. Zeichner der Vorlage. Glaubt man der Angabe des Verkäufers, so war es Rafael Sadeler.

 

Recherchieren ließ sich Rafael Sadeler (I.) der Ältere (* 1560 in Antwerpen, † 1632 in München).

 

 


Die Sadeler-Familie war das größte, vielleicht auch erfolgreichste Kupferstechergeschlecht in Flandern (Flamen, Niederlande), die im 16. und 17. Jahrhundert ganz Nordeuropa dominierten, sowohl als Künstler als auch Verleger. Die Stile der Familienmitglieder waren sich sehr ähnlich, sodaß ihre Werke den einzelnen Künstlern oft nicht zugeordnet werden kann, wenn sie nicht bezeichnet sind. Es gab wenigstens 10 Sadeler, die als Kupferstecher arbeiteten – in den spanischen Niederlanden, in Deutschland, Italien, Böhmen (heute Teil der Tschechischen Republik) und Österreich.

 

Der Name Sadeler leitet sich von etwa „Waffenschmied“ ab und meint Waffengravierer im belgischen Aalst in Ostflandern. Jan de Saeyelleer (auch „Sadeleer“) hatte 3 Söhne, die sich „Sadeler“ nannten:

 

    • Johann(es) I. (auch „Jan“),
    • Aegidius I. (auch „Ägidius“, „Egidius“) und
    • Raphael I. (auch „Rafael“).

 

 


Es gab noch einen anderen Sadeler, nämlich Marcus (auch „Marco“), der Drucker und vielleicht auch Verleger war. Es ist belegt, daß dieser im niederländischen Haarlem ~1586 arbeitete. Er wird der Sadeler-Familie zugeordnet, jedoch ist sein Verwandtschaftsverhält- nis ungeklärt.

 

Aus der gesamten Familie waren die wohl bekanntesten Vertreter :

 


Johann Sadeler I., geboren in Brüssel ~1550, das Haupt der Schule. Er war zuerst Nielleur und verzierte mit Aetzungen Waffen; erst später wandte er sich dem Kupferstechen zu. 1572 ging er in die Druckmetropole Antwerpen. Dort heiratete er auch.

 

Im Jahr 1578 ging er zusammen mit seinem Bruder Raphael I. nach Deutschland und blieb eine Zeit lang in Mainz tätig, wo er eine Folge biblischer Gegenstände nach Marten de Vos (1532–1603, Antwerpen) ausführte.

 

2 Jahre später, 1580, finden wir ihn in Köln, wo er 11 Blätter für das Werk „Thesaurus sacrarum historiarum Veteris Testament“ (= „Schatz der heiligen Geschichte des Alten Testaments“) stach. Das war das Jahr 1585. Die Vorlagen zu den Stichen dieses Werkes sind von verschiedenen Meistern, wie Michiel Coxcie (1499 – 1592, Mecheln bei Antwerpen in Belgien), van den Broeck,6 Marten Jacobsz van Hemskerk (1498–1574), Marten de Vos u.a.

 

Später siedelte er nach München über, wo er seit 1589 angestellt wurde und viele Andachtsbilder, meist in kleinem Format, für verschiedene Auftraggeber, teilweise auch für die Jesuiten ausführte.

 

Er blieb in München bis 1593|1595, und zog, immer noch in  Begleitung seines Burdres Raphael I., diesmal jedoch zusammen mit ihrem Neffen Aegidius II., über Verona nach Venedig, wo sie einen Verkaufsladen hatten. 1604 zog Raphael I. nach München, wo er mindestens bis 1622 blieb. Wahrscheinlich starb Johann I. 1600|1610 in Venedig.

 

Johann Sadeler I. hat eine große Anzahl von Blättern geliefert, vielleicht ~185 Nummern, wobei manche als Folgen mehrere Blätter enthalten. Des Künstlers Grabstichel ist fein, glänzend, aber die Wirkung ist einförmig, zudem erdrückt die Masse gewöhnlicher Waare. Geschätzt werden allein die Bildnisse.

 

Dessen Sohn Johann II. der Jüngere (= Sohn seines Bruders Rafael I. !?), ein Schüler seines Vaters, arbeitete an der Seite desselben in Venedig und war zugleich Kunstverleger. Bei ihm erschienen die Bildnisse des Hauses Gonzaga. Seine Blätter sind von denen des Vaters schwer zu unterscheiden und ist nur die etwa vorkommende Jahreszahl entscheidend.

 

Anmerkung: Das englische Wikipedia nennt Johann Sadeler II. der Jüngere als Sohn von Rafael Sadeler I. (so auch im Chart oben dargestellt).  7

 

Ein 2. Sohn des Johann war Justus, geb. 1580, † in Leyden. Er war meist als Verleger thätig. Die Kunstweise aller Sadeler besitzt denselben Charakter des Fleißes, dem aber die Weihe des Genies fehlt.

 

_____


6 Hier kommen 3 „van den Broeck“ infrage:

 

      • Jan van den Broeck, der Vater der Malerfamilie
        • Hendrick van den Broeck (1519–1597, * in Mecheln, auch: Arrigo Fiammingo, Henricus de Palude, Henricus Paludanus, Henricus Malines), flämischer Maler und Kupferstecher, der u.a. in Kathedrale von Orvieto und in der Sixitinischen Kapelle der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom wirkte
          • Crispin van den Broeck (1523–1591, * in Mecheln), flämischer Maler, Kupferstecher und Architekt
      • Willem van den Broeck (* 1530 in Mecheln; † 1580 Antwerpen), genannt „Guillelmus Paludanus“, war ein flämischer Bildhauer.

 

7 Anmerkung: Die Texte hier über die Sadeler-Familie lehnen sich weitgehend an den Artikel von Prof. Joseph Eduard Wessely (1826-1895, böhmischer Kunstsachverständiger sowie Museumsinspector in Braunschweig) in der „Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), an, jedoch sind weitere Informationen, z.B. aus dem englischen Wikipedia hier mit eingeflossen. Dabei zeigten sich Diskrepanzen in der faktischen Darstellung.

 

Das englische Wikipedia nennt hier  Johann Sadeler II. der Jüngere als Sohn von Rafael Sadeler I. (so auch im Chart oben dargestellt).

 

In der kritischen Betrachtung ist dies natürlich problematisch. Eine 3. Quelle würde zwar keinen Beweis liefern, aber eine der beiden Positionen vielleicht manifestieren oder zumindest wahrscheinlicher erscheinen lassen.

 


Raphael Sadeler I., geboren in Brüssel 1561. Er war ein Schüler seines Bruders (Rafaels I.?), der Vaterstelle bei ihm vertrat. Er war auch dessen Begleiter in Deutschland und kam mit ihm auch nach Venedig.

 

Dort stach er fleißig nach verschiedenen Meistern, u.a.

 

      • eine Heilige Familie nach Raphael (= Raffael da Urbino, 1483–1520),
      • eine desgleichen nach Quentin Messis (= Kwinten Massys, ~1466–1530),
      • „Venus hält Adonis von der Jagd ab“ nach Tizian (=Tiziano Vecellio, ~1477|~1490 – 1576, Vemedig),
      • „Christus, im Grabe von einem Engel bewacht“, ein feines Blatt, wahrscheinlich nach Agostino Carracci (1557–1602).

 

Das Verzeichnis seiner Blätter ist mit 165 Stück wie das seines Bruders sehr groß.

 

Aus Venedig wurde er 1604 nach Bayern berufen, um 2 groß angelegte Werke, die „Bavaria sancta“ (= „Heiliges Bayern“, 1615) und die „Bavaria pia“ (= „Schönes Bayern“, 1628), die der Jesuit Matthäus Raderus (1561–1634, * in Tirol) herausgab, mit Stichen zu zieren, das er, von seinem Sohn Raphael II. unterstützt, bis zum Jahre 1618 vollendete. Die Stiche sind nach Zeichnungen Johann Matthias Kager (1575–1634, Bürgermeister von Augsburg). Der Künstler bezog einen Gehalt von 105 Gulden und erhielt überdies für jede Platte 10 Gulden.

 

Ein Hauptwerk des Meisters, das sehr selten geworden ist, ist „Die Schlacht von Prag“, aus 8 Blättern bestehend, 1620 vollendet. Auch mehrere Bildnisse von Zeitgenossen gab er heraus.

 

Sein Sohn, der Raphael II. der Jüngere, geboren in München 1582, unterstützte den Vater bei dessen Arbeiten in Venedig und dann namentlich in München. Doch läßt sich sein Antheil an der Arbeit nicht genau entscheiden, da der Kunstcharakter beider sich gleicht. Auf einzelnen Blättern kommt die Bezeichnung „R. Sadeler jun. sc.“ („sc.“ = lateinisch „sculpsit“ = „hat gestochen“) vor.

 


Aegidius Sadeler (II. !?) (tschechisch = „Jiljí“, englisch = „Gill|Gilles“) ist der 3. und talentvollste unter den 3 Brüdern, geboren in Antwerpen 1570.

 

Anmerkung :

 

  • In anderer Quelle (Anmerkung 7 ) wird Aegidius Sadeler I. mit den Lebensdaten * ~1555, † ~1609 aufgeführt, sein Sohn Aegdius Sadeler II. mit * ~1570, † ~1629. Das deutsche Wikipedia nennt auch Aegidius Sadeler II. als den in Prag tätigen Kupferstecher. Auch die „Neue Deutsche Biographie“ (Nr. 22, 2005) schließt sich dem an.

 

  • Möglicherweise liegt das daran, daß die beiden mit demselben Namen unterschrieben und nicht zusätzlich mit „der Ältere|Jüngere“ oder „I.|II.“ signierten.

 

  • Im Folgenden (und zuvor auch) wird davon ausgegangen, daß Aegidius Sadeler II. skizziert ist.

 

Er war auch Maler. In seiner Kindheit kam er nach Köln (~1579), dann nach München (~1588), er lernte in Antwerpen, ging nach Italien, arbeitete in Rom (1593), kam 1594 zusammen mit seinen Onkeln Johannes I. und Raphael I. zurück nach München, ging mit diesen nach Verona und wahrscheinlich auch nach Venedig (1595–1597). Nach einer Reise nach Neapel, die er vermutlich alleine unternahm, ging er 1597 nach Prag, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

 

Das Schloß „Belvedere“ in Wien besitzt ein Bild von seiner Hand, das die Marter des Heiligen Sebastian darstellt. In Wien befindet sich auch ein Werk von ihm in Elfenbein, „Der Parnaß“, nach Bartholomäus Spranger (1546–1611, Antwerpen, später Prag).

 

Der Künstler begleitete seine Brüder (siehe oben, Anmerkung!) nach Deutschland und dann nach Italien. Hier stach er vornehmlich viele Stiche nach italienischen Bildern, so

 

  • die „Madonna della sedia“ nach Raphael,
  • den „Kindermord in Bethlehem“ (1585) nach Jacopo Tintoretto (= „Jacopo, das Färberlein“, eigentlich „Jacopo Robusti“, 1518–1594),
  • „Angelica und Medoro“ nach Paolo Veronese (1528–1588) u. a.

 

  • Interessant ist auch das Blatt nach einer Zeichnung Albrecht Dürers (Nürnberg, 1471–1528), die sich im Museum „Albertina“ in Wien befindet: „Maria mit dem Kinde in einer reichen Landschaft auf der Rasenbank sitzend“.

 

Sein gestochenes Werk wird über 400 Blätter umfassen. Besonders seine gestochenen Bildnisse werden sehr geschätzt:

 

  • Den Kaiser Rudolf II. (1552–1612, ab 1576 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) hat er mehrmals dargestellt, in Brustbild, in Rüstung, zu Pferde.

 

  • Auch Kaiser Mathias (1577–1619, Wien) mit seiner Gemahlin
  • und Ferdinand II. (1578–1637) sind durch seinen Grabstichel verherrlicht worden.

 

  • Ansprechend ist ebenso das Bildnis einer jungen reichgekleideten Dame, die ein Mohr begleitet (genannt „Lucrezia Borgia“, 1480–1519, italienisch-spanische Renaissance-Fürstin und die außereheliche Tochter Papst Alexanders VI. /217. Papst, 1492–1503/) nach Tizian.

 

Was die Handhabung des Grabstichels anbelangt, so ist Aegidius Sadeler (II.) ein vollendeter Meister. Er versteht denselben äußerst zart, aber auch breit und kräftig zu behandeln. Man nannte ihn den „Phönix der Kupferstecher“. In der Verteilung von Licht und Schatten war er weniger glücklich, woran aber die Vorbilder, die er auf die Kupferplatte übertrug, größtentheils die Schuld trugen.

 

  • Er hat auch Landschaften nach

 

  • Matthäus (= Mathijs) Bril (~1550–1583) bzw.
  • Paul Bril (1556–1626),
  • Jan Brueghel I. dem Jüngeren (1568–1625)
  • bzw. Pieter Brueghel II. dem Jüngeren (1564–1638),
  • Roelant Savery (~1577–1639)

 

  • und nach eigener Erfindung ohne Zuhilfenahme der Radiernadel, nur mit dem Grabstichel ausgeführt.

 

Der Ruf seiner Kunst drang aus Italien bis an den Hof Kaiser Rudolf’s II. in Prag. Wahrscheinlich hat der Archivar Jacopo de Strada (1507–1588, bzw. sein Sohn Ottavio Strade, 1550–1610, dessen uneheliche Tochter Katharina Anna Maria Strada von Roßberg Konkubine von Rudolf II war, dem sie mehrere illegitime Kinder gebar), der für den Kaiser in Italien Ankäufe besorgte, den Künstler empfohlen. Er wurde an den kaiserlichen Hof berufen und angestellt. Hier arbeitete er nur für den Kaiser, und als dieser starb, wurde er von dessen Nachfolgern Matthias und Ferdinand im Amt behalten. In Prag hat der Meister auch das Bildnis des Archivars Strada gestochen und ein kostbares, seltenes Werk, die Innenansicht des Wladislaus-Saales im Prager Schloß, 1607, aus 2 Platten bestehend. An dieses schließt sich die große Ansicht von Prag und Umgegend an, nach Ph. van Bosche?, und aus 9 Blättern zusammengesetzt.

 

Noch vor dem Saal wurde 1606 ein Werk vollendet, das sich stets großer Achtung erfreute. Es sind die römischen Altertümer: „Vestigi della antichità di Roma, Tivoli etc.“ (italienisch = „Überreste der Altertümer von Rom, Tivoli usw.“), 52 Blatt.

 

Aegidius Sadeler (II.) starb 1629 in Prag im Alter von 59 Jahren.

 

 

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